Kathfresch
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2014
2 | 3
editorial
„Ecclesia semper reformanda…“ – die Kirchemuss sich immer
wandeln: dieser ursprünglich vom evangelischen Theologen
Karl BarthgebrauchteSatz (der später katholischerseitsvor al-
lemaufdieVeränderungsprozessedes II. VatikanischenKonzils
angewendet wurde), gilt auch für Katholische Freie Schulen.
Diese bewegen sich heute in einem gänzlich anderen gesell-
schaftlichenundpolitischenUmfeldalsnochvoreinigen Jahren
und gar Jahrzehnten. Zunehmende Ökonomisierung der Bil-
dung, schwindende religiöseSozialisation, „verletzte"Kindhei-
ten, alte und neue Formen der Armut – dies alles sindHeraus-
forderungendenenwir uns stellenmüssen. Es stellt sichdaher
mit neuer Dringlichkeit die „alte“ Frage, für wen wir da sind
und wie wir für die da sein wollen, die zu uns kommen. Aus
diesem Grund möchten wir in den kommenden zwei bis drei
Jahre inunserer StiftungeinenReflexions-Prozessgestalten, in
demwir neu über uns und unseren Auftrag nachdenkenwol-
len. Als Grundlage der Diskussionwurden sechs Arbeitsfelder
formuliert diewir Ihnen in dieser Ausgabe vorstellen und zur
Diskussion stellenmöchten.
Eines dieser Arbeitsfelder beinhaltet auch den Umgang mit
Verschiedenheit.Bereits inder letztenAusgabederKathFreSch
habenwir uns ausführlich dem Themenkomplex Inklusion ge-
widmet. In diesem Schuljahr haben sich sechs Katholische
Freie Schulen im Modellprojekt „Inklusionsorientierte Schul-
und Unterrichtsentwicklung“ auf den Weg gemacht, tragfä-
hige und übertragbare Strukturen für gelingende Inklusion zu
entwickeln. Zwei von Ihnenmöchtenwir hier vorstellen. Beide
geben Einblicke in die bisherigen Erfahrungen und berichten
welche Herausforderungen und speziellen Fragstellungen sie
imRahmendesModellprojekts genauer beleuchtenmöchten.
Kinder und Jugendliche nicht ausschließlich zu unterrichten,
sondern sie auch in unterrichtsergänzenden Angeboten zu
„bilden“ gehört seit vielen Jahren zum pädagogischen Selbst-
verständnis Katholischer Freier Schulen. Diesen Sommer wur-
devonderLandesregierungdasGesetz fürdieGanztagsgrund-
schule und die Grundstufen der Förderschulen verabschiedet.
Damit ist dieGanztagsschule kein Schulversuchmehr, sondern
verbindlich im Schulgesetz verankert. Wir stellen Ihnen einige
unserer Schulen vor und zeigen wie Ganztagsschule „eigen-
sinnig“ gestaltetwerden kann.
Auch über das weite politische Feld, konkret die Zusammen-
arbeit zwischen Landesregierung und den freien Schulenwird
in dieser Ausgabe von kathfresch wieder zu berichten sein.
Leider mussman nachwie vor feststellen, dass eine Betrach-
tungsweise die politischen Entscheidungen bestimmt, die
Freie Schulen nicht als integralen Bestandteil der Schulland-
schaft des Landes wahrnimmt. Damit dies nicht so bleibt,
wurde durch die Arbeitsgemeinschaft Freier Schulen Baden
Württemberg (AGFS) erstmals der Tag der Freien Schulen or-
ganisiert. Landtagsageordnete wurden eingeladen in ihrem
Wahlkreis eine FreieSchule zubesuchenundeineSchulstunde
zu einem Thema ihrer Wahl zu gestalten. Mehr als 70 Abge-
ordnete aller Parteien nahmen die Einladung an und konnten
sich von der Vielfalt und Innovationskraft der Freien Schulen
in Baden-Württemberg überzeugen. Politik und Freie Schulen
bleibenalso imGespräch. Hoffenwir, dassAktionstagewieder
Tag der Freien Schulen helfen können, das gegenseitige Ver-
ständnis zuerhöhen.
Mit herzlichenGrüßen!
„Es stellt sichmit neuer
Dringlichkeit die „alte“ Frage,
fürwenwir da sind und
wiewir für die da seinwollen,
die zu uns kommen.“
Liebe Leserinnenund Leser,
Dr. Joachim Schmidt
HaraldHäupler
Ihre Stiftungsdirektoren
Dr. Joachim Schmidt HaraldHäupler
4-19
DenWandel
eigen-sinnig gestalten
Bildungsmarketing
Ganztagsschule
Modellprojekt Inklusion
25-28
Santiago del Estero
Praktikum
FreundeskreisTinkunakuy
Spendenprojekt Silipica
29-30
Stiftungs-News
GeburtstagBischof Fürst
Jörg Stein zumDiakongeweiht
NeueReferentin für Ganztagspädagogik
20-21
Akademie
Ausgewählte Fortbildungen
Galerie imKloster Obermarchtal
22-24
Schulpolitik
Bildungspolitik und Freie Schulen
Tagder Freien Schulen