kathfresch - Ausgabe 2014 - page 10-11

Kathfresch
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2014
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kolumnentitel
INTERVIEW
St. Jakobus-GymnasiumAbtsgmünd
Das St. Jakobus-Gymnasiumwurde im Sommer 2010 gegrün-
det. Zunächst in Containern untergebracht, konnte die Schul-
gemeinschaft im Herbst 2013 in den lang ersehnten Neubau
umziehen. Dieser wurde speziell nach den Bedürfnissen ei-
ner Ganztagsschule geplant und errichtet. Aktuell besteht die
zweizügige Schule aus 266 Schülerinnen und Schülern in 10
Klassen 5 bis 9, die von 20 Lehrerinnen und Lehrern unterrich-
tetwerdenundumdie sich4hauptamtlicheund 35ehrenamt-
licheMitarbeiter desGanztagsbereichs kümmern.
DerNeubaudes St. Jakobus-GymnasiumswurdevonBeginn
analsGanztagsschulegeplant.Wie spiegelt sichdies inder
Architektur desGebäudeswider?
Wir wollen den Kindern einen Lebensraum und denMitarbei-
tern einen attraktiven Arbeitsplatz bieten. Alle sollen sich in
dem Gebäude wohl fühlen. Das wird durch die großen Fens-
terflächen und die damit verbundene Offenheit der Räume
unterstrichen. Räume für Bewegung, Musik, Werken, Spie-
leräume für Gesellschaftsspiele, Bastelarbeiten, Billard, ein
Schülerbistro, ein Meditationsraum liegen im EG. Die weit-
räumigen Gänge und Hallenbereiche des EG bieten Platz für
Tischtennis, Rennen, Toben, Einrad fahrenundvielesmehr. Bei
schönemWetter stehen den Schülerinnen und Schülern fünf
PausenhöfezurVerfügung, die fürverschiedeneAltersgruppen
mit unterschiedlichen Spielgeräten und Sitz- bzw. Ruhemög-
lichkeiten ausgestattet sind. In den Obergeschossen befinden
sich die Unterrichtsräume.
Jeweils vier Klassenzimmer liegen
angrenzend an einen gemeinsamen Aufenthaltsbereich in
einem so genannten Raumcluster. Dieser bietet den idea-
len Raum für das freie und stille Arbeiten nach demMarch-
taler Plan oder den gemeinsamen Lernzeiten im Rahmen
der Ganztagsschule.
All diese Details zeigen auf, dass bei der
Planung und Realisierung unseres Schulhauses der Lebens-
raum Schule imVordergrund stand.
ganztagsschule „eigen-sinnig“gestalten!
Wie siehtGanztagsschule in Ihrem Fall konkret aus?
DieGanztagsschule rhythmisiert denTag: Unterricht –Mittags-
band – Unterricht. Das Mittagsband erstreckt sich über 2 bis
3 Stunden. In dieser Zeit essen die Schülerinnen und Schüler
im Klassenverband mit dem Klassenlehrer, sie haben Zeit für
ihreÜbungenundAufgaben, die sieüber die Jahre zunehmend
eigenständigmachen.
Hausaufgaben imklassischenSinngibt
eskeine.NatürlichhabendieKinder auchFreizeit imMittags-
band.
DieKleinenmehr, diegroßenetwasweniger, dader Un-
terricht mit der Stundentafel über die Jahre zunimmt. In der
Freizeit entscheiden die Kinder, ob sie aus dem täglichen An-
gebot aussuchen, ob sie an Projekten teilnehmen oder ob sie
sich in eine Arbeitsgemeinschaft einschreiben. Getragenwer-
den die vielfältigenAngebote von haupt- und ehrenamtlichen
Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Ganztagsbereichs, der
von Frau Bieg geleitet wird. Eineweitere Säule ist die Zusam-
menarbeitmit PartnernwieMusikschulenoder Sportvereinen.
Einzelne Kinder absolvieren so an der Schule ihre wöchentli-
chen Klavierstunden, spielen überMittag auf dem benachbar-
ten Tennisplatz oder Fußballplatz oder treffen sich regelmäßig
mit Mitarbeitern des DRK zur Schulsanitäter-Fortbildung. Mit
dieser personellenwie inhaltlichenVielfalt bringt dasMittags-
bandbuntes Leben indie Schule.
VieleSchulen, gerade in ländlicherenRegionen, berichten,
dass ElternderGanztagsschulegegenüber skeptischeinge-
stellt sind.Wie sind IhreErfahrungen?
DasAngebot einerGanztagsschule ingebundener Formpolari-
siert.Grob lässtsichdieKlientelderSchulebeidieserFragestel-
lung indrei Gruppeneinteilen. EtwaeinDrittel unserer Schüler
sind explizit wegen der Ganztagsschule bei uns, weil beide
Eltern berufstätig sind. Einweiteres Drittel ist vomMarchtaler
Plan und den damit verbundenen Lern- und Umgangsformen
überzeugt. Die Ganztagsschule nimmt man anfangs eher in
Kauf, hält sie aber mit zunehmender Erfahrung für ein gutes
Konzept.Das letzteDrittel setzt sichausunterschiedlichenMo-
tivgruppen zusammen, die das Ganztagsschulkonzept in Kauf
nehmen.
Wichtig ist, dass unsere Anfangs- und Endzeiten
verlässlich sind.
Das kommt bei den Elterngut an.
EineSchule imAufbau, G8, 4TagegebundenerGanztag!Wie
lassen sichall dieseHerausforderungengleichzeitigerfolg-
reichbewältigen?
Mit viel viel Zeit, Kraft, Energie, Engagement, Herzblut und
Visionen. Und mit einer Mannschaft, die sich an einer Schule
zusammenfindet, umgenaudieseAufgaben zu stemmen.
Die Erfahrung der so genannten Halbtagsschulen zeigt, dass
G8 gegenüber G9 mit einer Zunahme an Nachmittagsschule
verbunden ist. Ichnenneesganzbewusst „Nachmittags-Schu-
le“ und nicht „Nachmittags-Unterricht“. In der Ganztagsschule
ingebundener Formhat das Lernendes Kindes einen anderen
Rahmen. Die mit Schule verbundene Arbeit wird weitgehend
an der Schule erledigt. Das nutzt eine Vielzahl von Synergien,
die beim individuellen Lernen und Arbeiten zu Hause unge-
nutzt bleiben.
NachunseremSelbstverständnisverbindenwir
Reformpädagogik mit einer gesellschaftlich gewünschten
Struktur der Ganztagsschule in gebundener Form und dem
klarenBekenntnis zumKindalsGeschöpfmitWürde, Freiheit
und Verantwortlichkeit.
In diesem Rahmen ist G8 vertretbar
und bietet den jungen Abiturienten obendrein die Chance,
nach dem Abitur ein „Anschlussjahr“ einzulegen, in dem sie
sichmit Themen (Praktikum, FSJ, FÖJ, etc.), Kulturenund Spra-
chen auseinandersetzen und persönlich reifen können (z.B.
beimdiözesanenPartner in Santiagodel Estero).
JuliaBieg
Leiterin
Ganztagsbereich
Holger Schulz
Schulleiter
Am 16. Juli 2014 wurde das Gesetz für die Ganztagsgrund-
schuleunddieGrundstufender Förderschulenverabschiedet.
Damit ist die Ganztagsschule kein Schulversuch mehr, son-
dern verbindlich im Schulgesetz
verankert. Kinder und Jugend-
liche nicht nur zu unterrichten,
sondern sie auch unterrichtser-
gänzendzu fördernundzubetreuengehört seitvielen Jahren
zum pädagogischen Selbstverständnis Katholischer Freier
Schulen – auch ohne finanzielle Unterstützung des Landes.
Wir lassenandieserStelleSchul-,Ganztagsbereichsleiterund
Elternvertreter zuWort kommen, um über ihre Erfahrungen
und ihreArbeitmit derGanztagsschule zuberichten.
„eigen-sinnig“
gestalten!
Ganztagsschule
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