kathfresch - Ausgabe 2014 - page 16-17

Am 10. Oktober 2014 fand in Ober-
marchtal der offizielle Start des Projekts
„Inklusionsorientierte Schul- und Unter-
richtsentwicklung“ statt. Im Spiegelsaal
der Kirchlichen Akademie stellten sich
die sechs beteiligten Katholischen Frei-
en Schulen vor und erläuterten ihre ak-
tuellen Schulentwicklungsfragen, die sie
im Rahmen des Projekts in den Fokus
nehmen wollen. Projektkoordinator
Dr.
Marcus Adrian
und die Direktoren der
StiftungerläutertendasUnterstützungs-
angebot im Rahmen des Projekts und
Prof. Dr. Jutta Schöler
zeigte in ihrem
Impulsvortrag Beispiele und Perspekti-
ven für eineerfolgreicheUmsetzungder
Inklusion inder Schulpraxis auf.
Die Bodensee-Schule St. Martin Fried-
richshafen, die Don-Bosco-Schule He-
genberg, die Vinzenz-von-Paul-Schule
Schönebürg, die Carl-Joseph-Leiprecht-
Schule Rottenburg, die Schule St. Fran-
ziskus in Schemmerhofen-Ingerkingen
und die Bischof-von-Lipp Schule Mul-
fingen haben bereits unterschiedliche
Erfahrungen in der Inklusion gesam-
melt.
Im Rahmen des Projekts werden
sie dieseweiter ausbauen und gemein-
sam auswerten.
Ziel des Modellprojekts
ist es, tragfähige und
übertragbare Strukturen
für die Inklusion an den
Schulen der Stiftung Ka-
tholische Freie Schule zu
entwickeln.
An den Modellstandorten werden die
Schulen gezielt unterstützt, um den
Herausforderungen der inklusiven Un-
terrichts- und Schulentwicklung mit
allen notwendigen Kompetenzen und
Ressourcen begegnen zu können, die
für das Erproben und Entwickeln neu-
er Arbeitsweisen und Strukturen be-
nötigt werden. Die Kollegien erhalten
Unterstützung durch einen Fachbera-
ter sowie durch Prozessbegleiter und
Coachs, um den neuen Anforderungen
undVeränderungen souveränbegegnen
zu können. Im Zentrum der Prozessbe-
gleitung und Supervision stehen so-
wohl die Zielrichtungund Steuerungdes
Schulentwicklungsprozesses als auch
die konkrete Unterrichtsgestaltung und
Zusammenarbeit mit den Lehrerteams
der Partnerschulen. Zusätzlich sollen
innerhalb der Kollegien vor Ort und im
Rahmen einer Inklusionsplattform für
alle Akteure Möglichkeiten zur Diskus-
sion und Reflexion geschaffen werden,
umdie Erkenntnisseaus demProjekt al-
lenunmittelbar zur Verfügung zu stellen
und ständig zuerweitern.
Modellprojekt vor Ort
Carl-Joseph-Leiprecht-Schule
WelcheErfahrungenhabenSie inden letzten Jahrenbei der
Beschäftigungmit demThema Inklusiongemacht?
Wir haben im Jahr 2000 zum erstenMal bewusst die Entschei-
dung getroffen, ein Kindmit sonderpädagogischem Förderbe-
darf anunserer Schuleaufzunehmen. Damals sprachmannoch
nicht von Inklusion, sondern von Integration. Seitdem haben
wir viele Kinder mit unterschiedlichen besonderen Förderbe-
dürfnissen inunserenKlassenunterrichtetundmitunterschied-
lichen Förderschulen zusammengearbeitet. Indenmeisten Fäl-
len ist dieseArbeit gut gelungen.Wir blicken auf viele positive
Erfahrungen zurück. Grundsätzlich sind dieAnforderungen, die
jedes Kind stellt, unterschiedlich. Auch die Erwartungen, die
z.B. von Elternanunsere Schuleundan ihr Kindherangetragen
werden, sind in jedem Fall andere. Erfolg misst sich für jeden
Einzelnen ja immer auch an seinen Erwartungen. In Bezug auf
unsere Arbeit lässt sich sagen, dass wir seit 2000 im Hinblick
aufdenUnterrichtdieZieldifferenzierungviel stärker indenFo-
kusgerückt haben, unddassBegleit-undUnterstützungssyste-
me für Kindermit Förderbedarf heuteetablierter sind.
WievieleSchülermit sonderpädagogischem Förderbedarf
habenSiederzeit an Ihrer Schule?
Zurzeit habenwir zwei Kindermit Förderbescheid inderGrund-
schule, inder Sekundarstufe sindes vier.
Wiewirkt sichdasgemeinsame Lernen IhrerMeinungnach
auf dieSchulgemeinschaft aus?
In jedem Fall positiv! Es ist sehr hilfreich für die Kinder, Unter-
schiedlichkeit kennen zu lernen, sie bewusst wahrzunehmen
und zu lernen, mit ihr umzugehen.
Inklusion bezieht sich
ja nicht nur auf die Unterschiedlichkeit durch eine Behinde-
rung, sondern setzt bei der Individualität jedes Einzelnen an.
Am besten lernen die Kinder den Umgangmit Unterschieden,
wenn Sie direkt in der ersten Klasse zusammen starten. Sie
lernen dieBesonderheiten derMitschülerinnen undMitschüler
im Alltag kennen und sie lernen, dass äußere Merkmale wie
eine Behinderung nicht ausschlaggebend dafür sind, ob man
gegenseitige Sympathie entwickelt. Eine Behinderung ist nur
einMerkmal einer Person und es hat für die Kinder keinen so
hohen Stellenwert. In den Klassen funktionieren die Zusam-
menarbeit und das Zusammenleben der Kinder sehr gut und
diese Sensibilität für andere und deren Besonderheiten und
Bedürfnisse wirkt auch in die Schulgemeinschaft hinein. Das
weitet das Blickfeld eines jeden Einzelnen und ist eine Berei-
cherung für die Entwicklung aller unserer Schüler. Beim Thema
Inklusion spielen viele verschiedene gesellschaftliche Ebenen
zusammen, die Schule ist nur eine.
>>>
Sechs Katholische Freie Schulen
arbeiten imModellprojekt
„Inklusionsorientierte Schul-
undUnterrichtsentwicklung“
Erfolgreicher Projektstart
Zwei Modellschulen, die Carl-Joseph-Leiprecht-Schule (Ge-
meinschaftsschule) unddieVinzenz-von-Paul-Schule (Schule
für Erziehungshilfe) geben Einblick in ihre bisherigen Erfah-
rungenmit der Inklusion. Thomas Müller, Karin Rigger-Jahn,
Franziska Nowotny, Alexandra Bolze (Carl-Joseph-Leiprecht-
Schule) und Artur Hegenauer (Vinzenz-von-Paul-Schule)
berichten, welche Herausforderungen und speziellen Frag-
stellungen sie im Rahmen des Modellprojekts genauer be-
leuchtenmöchten.
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Kathfresch
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modellprojekt „inklusionsorientierte schul- undunterrichtsentwicklung“
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