kathfresch - Ausgabe 2014 - page 22-23

schulpolitik
Kathfresch
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2014
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Tagder freien Schulen
Abgeordnete zuGast an Katholischen Freien Schulen
Schulpolitik
Inder letztenkathfreschkonnte zum ThemaPrivatschulfinan-
zierung bedauerlicherweise kaum Erfreuliches berichtet wer-
den. Seither gab es weitere Entwicklungen, die jedoch keine
neue Einschätzung zulassen – imGegenteil muss vielmehr die
Situationalsnochbedenklicher bewertetwerden.
Nachdem im vergangenen Dezember die Vereinbarung zwi-
schen den Privatschulverbänden und der Landesregierung
über die Einführung einer Versorgungsabgabe unterzeichnet
worden war, brach zunächst der Kontakt zwischen dem Kul-
tusministerium und den Freien Schulen nahezu vollständig ab.
Und obwohl in der genannten Vereinbarung ausdrücklich for-
muliert worden war, beim Auftreten neuer kostenrelevanter
Faktoren im Bildungswesen weitere
Verhandlungen aufzunehmen, blieben
alle Anfragen vonseiten der Arbeits-
gemeinschaft Freier Schulen (AGFS)
bezüglich eines Gesprächs ohne jede
Reaktion. Erst auf nachhaltige Inter-
vention hin kam imMai dieses Jahres,
also nach einem halben Jahr, ein Treffen mit Kultusminister
Andreas Stoch und Staatssekretärin Marion von Wartenberg
zustande. Und es hatten sichmittlerweilewieder eineMenge
an Problemen angesammelt. Im Folgenden seien nur einige
Punktebenannt:
Die Einführung der Ganztagsschule an Grundschulen erfolgt
als „freiwillige Leistung des Landes“, die – sowird es in den
entsprechenden Erklärungen auch ganz offen formuliert –
ausschließlich den öffentlichen Schulen, d.h. den Schulen
in staatlicher Trägerschaft, zugutekommt.
Für Freie Schulen
stündenmomentan keinefinanziellenMittel zur Verfügung.
Fachschulen für soziale Berufe benötigen eine Zertifizierung,
um Quereinsteiger mit Bildungsgutscheinen von der Agentur
für Arbeit aufnehmen zu können. Das Landhat für die Schulen
instaatlicher TrägerschafteinvereinfachtesZertifizierungsver-
fahrendurchgeführt, sodassdortmit deutlichgeringeremZeit-
und Kostenaufwand eine entsprechende Zertifizierung durch-
geführtwerden konnte. Die Fachschulen in Freier Trägerschaft
konnten sich andiesemVerfahrennicht beteiligen.
Zwischenzeitlichwar auch die Absicht geäußert worden, wei-
tere „Doppelfördertatbestände“ zu streichen. Dazu gehören
unter anderem der Fahrtkostenersatz bei Fortbildungen oder
die Zuschüsse für außerunterrichtliche Maßnahmen. Auch
wenn es sich dabei nicht um gewaltige Beträge handelt, setzt
sichdoch auchhier ein Trendweiter fort.
Im März hatte Minister Stoch mit großem öffentlichen Auf-
wand den Bildungsnavigator Baden-Württemberg freigege-
ben, eine Internetplattform, die es ermöglicht, sich über das
Bildungssystem des Landes zu informieren. Integriert ist dort
auch ein Schulfinder, zu dem es heißt, dass hier alle Schulen
der angefragten Schulart im entsprechenden Umkreis ange-
zeigt werden. Bedauerlicherweise sind auf dieser Plattform
sämtliche Schulen in Freier Trägerschaft
ausgespart.
Das Gespräch im Kultusministerium er-
brachte leider in keinem der genannten
Punkte eine Lösung. Allerdings konnte
zumindest erreicht werden, dass es nun
regelmäßige Gesprächstermine mit der
VerwaltungdesKultusministeriumsgebenwird, vondenender
erste imOktober bereits stattgefundenhat undein zweiter für
Januar terminiert ist. EineAnnäherung in denwichtigen politi-
schenFragenzurRolleder FreienSchulen inderBildungspolitik
und das daraus resultierende gewünschte Mit-Denken dieser
Schulen kann auf dieser Ebene aber nicht erfolgen.
Zusammenfassend muss festgestellt werden, dass nach wie
vor eine Betrachtungsweise die politischen Entscheidungen
bestimmt, dieFreieSchulennicht als integralenBestandteil der
Schullandschaft des Landeswahrnimmt.
Was wir uns wünschen, ist eine Gleichbehandlung der Frei-
en Schulen, dieaus demBewusstseinheraus erfolgt, dass es
sich bei allen Schülerinnen und Schülern – ungeachtet, wel-
che Schule sie besuchen – umKinder dieses Landes handelt,
die den gleichenAnspruch auf Unterstützung und Förderung
haben. Für dieses Bewusstsein immer wieder argumentativ
zuwerben, ist eineAufgabe für die Verbände, aber auch für
jedeneinzelnen,demdieSachederFreienSchulenamHerzen
liegt.
Bildungspolitik und Freie Schulen
Warten auf den fairenDialog
Waswir unswünschen,
ist eineGleichbehand-
lung der Freien Schulen
Am14.November2014 fanderstmals in
Baden-Württemberg der „Tag der Frei-
en Schulen“ statt. Organisiert wurde
dieser Aktionstag von der Arbeitsge-
meinschaft Freier SchulenBaden-Würt-
temberg (AGFS), in der Verbände und
kirchliche Träger von Freien Schulen
zusammenarbeiten. Unter dem Motto
„Schenken Sie uns eine (Schul-)Stunde
IhrerZeit“warendieAbgeordnetendes
Landtags von Baden-Württemberg ein-
geladen, in ihremWahlkreis eine Freie
SchulezubesuchenundeineSchulstun-
de zu einem Thema ihrer Wahl zu ge-
stalten. Mehr als 70 Abgeordnete nah-
men die Einladung an und besuchten
FreieSchulen im Land, darunter auch 16
Katholische FreieSchulen.
Ziel desAktionstagswar es, auf dieViel-
falt und Innovationskraft, die von der
Arbeit der Freien Schulen ausgeht, auf-
merksam zu machen. Vor Ort konnten
sich die Abgeordneten ein Bild von der
Arbeit der Schulen machen, Ideen und
Konzepte kennen lernen, mit denen die
Freien Schulen Herausforderungen be-
gegnen, die Gesellschaft und Bildungs-
politik an sie stellen.
Der Tübinger Landtagsabgeordnete Da-
niel Lede Abal von den Grünenwar so-
gar an zwei Katholischen Freien Schulen
inRottenburg zuGast und lernte andie-
sem Vormittag auch gleich die Vielfalt
der Schulenunter demDachder Stiftung
kennen. An der Mädchenschule St. Kla-
ra besuchteer eineoffene fünfteKlasse
und stellte sich den Fragen der Mäd-
chen. Diese erkundigten sich nicht nur
nach der Arbeit eines Abgeordneten im
Landtag, sondernsprachenmit ihmauch
über weltpolitische Themen wie dem
Konflikt zwischen Israel und Palästina.
Schulleiter Peter Pflaum-Borsi und seine
Kollegen informierten über die Entwick-
lung, die die Schule in den vergangenen
Jahrzehnten genommen hat, und die
aktuellenpositivenErfahrungenmit „of-
fenen Klassen“ in den Stufen fünf und
sechs. In den „offenen Klassen“ können
die Schülerinnen nach der Grundschule
weiter gemeinsam lernen. Eine Ent-
scheidung für die Schulform Realschule
oder Gymnasiummüssen sie erst nach
Klasse sechs treffen. Ebenfalls zu Gast
in St. Klarawar Rita Haller-Haid von der
SPD. SiegestalteteeineUnterrichtsstun-
de inder elftenKlasse.
Im Anschluss daran ging es für Daniel
Lede Abal weiter an die Carl-Joseph-
Leiprecht-Schule, wo er mit einer neun-
ten Klasse über die Strukturen und Ar-
beitsweisen des Landtags sprach. Ein
gemeinsames Mittagessen und ein Ge-
spräch mit Schulleiter Thomas Müller,
seiner Stellvertreterin Karin Rigger-Jahn
sowie Anke Riegger, der stellvertreten-
den Vorsitzenden des Trägervereins,
rundeten den Besuch ab. Daniel Lede
Abal nutztedieGelegenheit, um sichbei
der Schulleitung nach den Erfahrungen,
die die Carl-Joseph-Leiprecht-Schule
bisher als Gemeinschaftsschule ge-
macht hat, zu erkundigen und um sich
über die Einschätzungender Pädagogen
imHinblickauf die Inklusionzu informie-
ren.
Peter Pflaum-Borsi, Schulleiter St. Klara
mit RitaHaller-Haid (SPD)
Daniel LedeAbal (Grüne)mit dem Schulleitungsteamder Carl-Joseph-Leiprecht-Schule
ThomasMüller undKarinRigger-Jahn sowieAnkeRiegger, stv. Vorsitzendedes Trägervereins
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