KatFreSch
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Sonstiges
Schule und Beruf
Deutschlands erster Bachelor-Studiengang
„Soziologie, Politik& Ökonomie“
Wer bin ich und wo will ich hin?
Ein Besinnungstag für Schulklassen ab Jahrgangstufe 8
Friedrichshafen | „Gesellschaftliche
Probleme sind undiszipliniert. Wir
auch.“ So startete die Zeppelin Univer-
sität (ZU) in Friedrichshafen im Jahr
2003 den Studienbetrieb. Acht Jahre
später startet die ZU zum Januar 2012
einen neuen Bachelor-Studiengang,
der genau diese Haltung in einzigar-
tiger Weise zum Ausdruck bringt. Der
achtsemestrige Studiengang „Socio-
logy, Politics & Economics | SPE“
bezieht in interdisziplinärer Ausrich-
tung die Soziologie, Politikwissen-
schaft und Ökonomie aufeinander
– nicht nebeneinander, sondern syste-
matisch und durch das gesamte Stu-
dium hindurch. Fokus des Studien-
gangs: Theoretische und methodische
Mehrsprachigkeit zu Phänomenen wie
z.B. Migration, Klima, Demographie,
Mobilität, Klima, Regulierung oder
Staatsverfassungen unter Bedingung
der Globalisierung.
Waren in den letzten Jahren insbeson-
dere die englischen Universitäten wie
Oxford und Cambridge mit ihren Stu-
dienprogrammen „Philosophy, Politics
& Economics“ Vorreiter für derartige
Ansätze, hat nun die ZU als erste deut-
sche Universität einen eigenständigen
um die Soziologie entwickelten Bache-
lor-Studiengang konzipiert, der gemein-
sam mit der University of California
Berkeley durchgeführt wird.
„Im neuen SPE-Studiengang werden
Politik, Wirtschaft und Wissenschaft
radikal aufeinander bezogen, weil nur
so an den Fragestellungen gearbeitet
werden kann, die in den nächsten Jahr-
zehnten zu lösen sind“, sagt Profes-
sor Dr. Dirk Baecker, Inhaber des Lehr-
stuhls für Kulturtheorie und -analyse
an der ZU und einer der Mitinitiatoren
des Studiengangs. Baecker: „Aristoteles
begegnet Marx, Adam Smith unterwirft
sich der Risikoanalyse und Keynes
wird als großer Literat gewürdigt. Wo
kann man so was unter Bologna-Bedin-
gungen heute noch studieren?“
Gegenstand des Studiums ist die
Betrachtung von Problemen heutiger
Gesellschaften aus den unterschied-
lichen, aufeinander bezogenen Perspek-
tiven der beteiligten wissenschaftlichen
Disziplinen. Wie wird sich Demokra-
tie weiterentwickeln in Gesellschaften,
die demographisch von der Generation
60plus dominiert werden? Wer regu-
liert die nationalen Regulierungswett-
bewerbe? Wie werden sich globale
Machtverhältnisse unter den Bedin-
gungen der Erstarkung der Schwel-
lenländer wie China, Brasilien, Indien
und Russland neu konfigurieren? Was
bedeutet die Moralisierung der Märkte
für die Anbieter von Biolebensmitteln?
Und erleben wir eine Renaissance der
Protestbewegungen der 60er und 70er
Jahre oder doch eine neue Welle von
Sozialunternehmen?
Ausgehend von klassischen und aktu-
ellen Theorien der beteiligten Diszipli-
nen ist das Ziel des Studiengangs die
Vermittlung von Entscheidungslogiken,
-verfahren und -kompetenzen für kom-
plexe, unsichere Situationen, wie sie in
modernen heterogenen Gesellschaften
und im Kontext globalisierter Hand-
lungszusammenhänge in Wirtschaft
und Politik benötigt werden. Globale
Integration auf wirtschaftlicher und
politischer Ebene bildet somit ein Quer-
schnittsthema. Die University of Cali-
fornia Berkeley ist Partner des Studien-
gangs; ein Teil der Studierenden kann
das sogenannte Humboldt-Jahr in Ber-
keley verbringen.
Rainer Böhme, Leitung Universitätskommunikation
Spot on
Es ist kurz vor acht Uhr morgens. Die
ersten Schülerinnen und Schüler der
Klasse 11 treffen im Gemeindehaus
der katholischen Kirchengemeinde
St. Josef in Tuttlingen ein. Heute
findet der „Besinnungstag“ statt.
Sie wirken noch etwas müde und
zurückhaltend, denn sie wissen noch
nicht, was heute auf sie zukommt.
Von ihrer Religionslehrerin haben sie
erfahren, dass es um sie geht – um
ihre Themen und das, was sie inte-
ressiert.
Im Raum ist ein Stuhlkreis aufge-
stellt, im Hintergrund läuft Musik.
Nach einer Vorstellungsrunde und
der Vorstellung des Tagesplanes geht
es los. Die Schülerinnen und Schü-
ler sollen wissen, dass der Spaß und
das Spiel an diesem Tag nicht zu
kurz kommen. Auf die Frage „Wer
von euch kennt Aldi?“ melden sich
auch die, die sonst eher zurückhal-
tend sind. Ich will wissen, ob sie auch
das „All die…-Spiel“ kennen. Damit
steigen wir ein: Ein Stuhl wird aus
dem Kreis entfernt und ich gehe in
die Mitte: „All die (bspw.) eine blaue
Jeans tragen, suchensicheinenneuen
Platz!“ Alle mit blauer Jeans sprin-
gen auf und wechseln die Plätze. Da
ich mich auf einen freien Stuhl setze,
bleibt jemand anders übrig, der sich
nun ein neues Kriterium überlegt. In
kurzer Zeit entsteht Lebendigkeit.
Nach ein bis zwei weiteren Warm-
up-Spielen ist das Eis geschmolzen,
die Schülerinnen und Schüler haben
an Sicherheit gewonnen und dem
Einstieg ins Thema steht nun nichts
mehr imWege.
Was ist ein Besinnungstag?
Besinnungstage sind ein Bildungsangebot
der kirchlichen Jugendarbeit für ganze Schul-
klassen oder Religionsklassen ab Jahrgangs-
stufe 8. Sie finden außerhalb der Schule in
der Regel in einem Gemeindehaus mit räum-
licher Nähe zur Schule statt und dauern nor-
malerweise von 8 Uhr bis 16 Uhr. Während die-
ser Zeit leben und arbeiten die Schülerinnen
und Schüler mit einer Referentin bzw. einem
Referenten als Gruppe zusammen. Im Mit-
telpunkt stehen die Schülerinnen und Schü-
ler mit ihren Erfahrungen, ihren Themen und
Fragen. Besinnungstage stehen allen Schüle-
rinnen und Schülern offen - unabhängig von
deren Religions- und Konfessionszugehörig-
keit.
Zwei Schwerpunkte stehen dabei im Zentrum.
Zum einen sollen spielerische Methoden den
Jugendlichen helfen, einander in ganzheit-
licher Weise zu begegnen und sich füreinander
zu öffnen. Dieser Tag ist für viele Schülerinnen
und Schüler ein seltener Punkt, außerhalb des
Religionsunterrichts Gemeinschaft unter dem
Vorzeichen des Glaubens zu erleben.
Zum anderen soll ebenso Raum für meditative
und geistliche Momente sein. Bei diesemmys-
tagogischen Ansatz geht es vor allem um die
Lebenswünsche und Ängste der Jugendlichen.
Ihre Vorstellungen sollen mit Wertschätzung
im Lichte des Glaubens gedeutet werden.
Arbeitsweise und Regeln
Mit kreativen, meditativen, erlebnispädago-
gischen und spielerischen Übungen werden
verschiedene Denkanstöße und Zugänge zu
einem Thema und zur eigenen Person ermög-
licht.
Damit die Schülerinnen und Schüler möglichst
viel von diesem Tag für sich mitnehmen kön-
nen, gilt es, zwei Regeln zu beachten. Die erste
lautet: „Versuche dich auf das Angebot und
die Methoden einzulassen.“ Es gibt an diesem
Tag eine Fülle an Themeninhalten, Spielen
und Methoden. Nicht alles kann für jeden pas-
send sein. Falls jemand mit einer bestimmten
Methode nichts anfangen kann, gilt die zweite
Regel: „Gib den anderen die Chance, sich auf
das Angebot einzulassen.“ Die Schülerinnen
und Schüler werden somit in die Verantwor-
tung zum Gelingen dieses Tages genommen.
AmEnde haben sie die Möglichkeit, ihre Meinung
zu diesemTag anonymzu Papier zu bringen.
Zielsetzung
Besinnungstage wollen Schülerinnen und
Schülern in ihrer Persönlichkeitsentwicklung
unterstützen und begleiten.
Sie wollen Raum bieten...
• die persönliche Situation in den Blick
zu nehmen,
• bisherige Einstellungen und
Orientierungen kritisch zu hinterfragen,
• eigene Lebens- und Glaubensorientierung
zu finden und zu formulieren,
• Probleme in der Klasse zu benennen und
gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten
zu suchen,
• für religiöse Erfahrungen z.B. durch
Diskussion, Meditation und Gottesdienst.
Mögliche Themen eines Besinnungstages
Die Klassen geben sich für den Tag ein gemein-
sames Thema. Das Thema wird im Vorfeld von
den Schülerinnen und Schülern gemeinsam
mit der Religionslehrerin bzw. dem Religions-
lehrer gewählt. Häufig gewählte Themen bei
Besinnungstagen sind beispielsweise „Sinn
des Lebens“, „Meine Zukunft“, „Wer bin ich?“.
Je nach Schulart und Klassenstufe ergeben
sich auch andere Schwerpunkte.
Leitung
Die Leitung und Aufsichtspflicht während des
Besinnungstages liegt beim Referenten oder
der Referentin des Referates Schulpasto-
ral. Der Referent bzw. die Referentin ist ver-
antwortlich für die inhaltliche Gestaltung und
methodische Umsetzung.
Die Lehrkraft nimmt am Besinnungstag natür-
lich teil, ist aber inhaltlich nicht unbedingt
eingebunden, um das Arbeiten nicht durch
schulisch geprägte Rollenzuweisungen zu
beeinflussen. Ihr obliegt in der Regel die Orga-
nisation im Vorfeld, sowie die der Verpflegung
und der dazu nötigen Dienste. Darüber hinaus
steht sie ihren Schülerinnen und Schülern als
Ansprechpartner zur Verfügung und ist auf
diese Weise ein wichtiges Bindeglied zwischen
Leitung und Klasse, falls Fragen und Probleme
auftreten.
Finanzierungsmöglichkeiten
Die Kosten für einen Besinnungstag ergeben
sich aus der Summe von Saalmiete (je nach
Gemeinde unterschiedlich), Essenseinkäu-
fen (Mittagessen und Getränke) sowie des
Tageshonorars für den Referenten bzw. die
Referentin (260 Euro zzgl. Fahrtkosten 0,35
Euro pro gefahrenen Kilometer).
Neben einem angemessenen Eigenbeitrag der
Schülerinnen und Schüler können Zuschüsse
bei der Kirchengemeinde, dem Dekanat und
dem Bischöflichen Jugendamt beantragt wer-
den.
Andreas Rieck/Anne Hofmann
Den Stärken auf der Spur
Die eigenen Stärken zu kennen, hilft bei der Berufswahl entschei-
dend weiter. Den ersten Schritt dazu ermöglicht das Selbsterkun-
dungsprogramm BERUFE-Universum. Jugendliche können darin
ihre beruflichen Interessen wählen und ihre Stärken erkunden.
Entsprechend der Eingaben nennt das Programm jeweils pas-
sende Ausbildungsberufe. Inzwischen haben fast drei Millionen
junge Menschen das Programm bis zum Ende bearbeitet und ihre
Berufsvorschläge erhalten.
Gerade ist die vierte Version des BERUFE-Universums online
gegangen. Darin wurden die Ausbildungsberufe und die Zahlen
über die abgeschlossenen Ausbildungsverträge aktualisiert.
Themenheft zur neuen Version |
Wie die aktualisierte Programmversion im Unterricht und
zuhause zu handhaben ist, erläutert das Themenheft „BERUFE-Universum - Version 4.0 & Tipps
für die Praxis“. Es führt in den Aufbau und die Ziele des Programms ein und liefert eine detail-
lierte Anleitung zu den einzelnen Stationen. Weiterhin enthält es zwei Unterrichtsideen. Sie zei-
gen, wie die Beschäftigung mit den Stärken und dem Gesamtergebnis in den Unterricht integriert
werden kann. Dem Heft liegt eine CD-ROM des Programms bei. Kostenlose Einzelexemplare des
Themenheftes liegen imBerufs-Informations-Zentrum (BiZ) der Agenturen für Arbeit aus. Gegen
Gebühr können die Magazine beim Bestellservice der Bundesagentur für Arbeit angefordert wer-
den: Telefon 01 80 / 10 02 699-01, E-Mail an
.
Das BERUFE-Universum ist Teil der Medienkombination „planet-beruf.de - Mein Start in die Aus-
bildung“, die von der Bundesagentur für Arbeit herausgegeben wird. Leitmedium ist das Portal
mit dem interaktiven Bewerbungstraining.
Impressum
KatFreSch 2/2011
Herausgeber:
Stiftung Katholische Freie Schule
der Diözese Rottenburg-Stuttgart,
Bischof-von-Keppler-Str. 5,
72108 Rottenburg a.N.
Telefon 07472 98 78-0
Telefax 07472 98 78-888
Stiftungsvorstand:
Harald Häupler, Dr. Joachim Schmidt
Projektleitung und Redaktion:
Jörg Stein (ste)
Gise Kayser-Gantner (gkg)
Layout, Satz und Herstellungsorganisa-
tion: Klip AG, Stuttgart
Druck:
Kohlhammer & Wallishauser, Hechingen
© für alle nicht namentlich gekennzeich-
neten Bilder: Stiftung Katholische Freie
Schule der Diözese Rottenburg-Stuttg-
art oder die jeweilige Schule. Trotz inten-
siver Bemühung konnten nicht bei allen
Texten und Bildern die Quellen bzw. der
Rechtsinhaber eindeutig ermittelt wer-
den. Etwaige, nachträglich erhobene und
nachgewiesene Rechte werden entspre-
chend den gültigen Richtlinien und nach
den geltenden Vergütungssätzen abge-
golten.
© Alle Teile dieser Zeitung sind urheber-
rechtlich geschützt. Nachdruck nur mit
Einverständnis des Herausgebers.
Ansprechpartner und Kontakt
Andreas Rieck
Referent für Tage der Orientierung
Scheffelstr. 4
73240 Wendlingen
Telefon 07024 967403
E-Mail:
Weitere Informationen zum Angebot
Besinnungstag im Internet unter:
besinnungstag.htm
Informationen zu den Zuschussmöglichkeiten
auf der Homepage des Referates Schulpastoral unter
Andreas Rieck und Anne Hofmann sind
als Referenten für Tage der Orientierung
im Referat Schulpastoral in Rottenburg
tätig.
© ZU/Anja Köhler
Der forschungsorientierte Bachelor-Studiengang „Sociology, Politics & Economics”
wird erstmals zum 10. Januar 2012 starten. Bewerbungen sind ab sofort möglich. Der
Studiengang „SPE“ ist der vierte grundständige Bachelor-Studiengang der ZU, der
das bisherige Angebot an Studiengängen inWirtschaftswissenschaften, Kultur- und
Kommunikationswissenschaften sowie Politik- und Verwaltungswissenschaften
ergänzt. Er beginnt mit einer multidisziplinären Forschungsprojektphase im ersten
Studienjahr (Zeppelin-Jahr) und endet mit dem Individual-Forschungsjahr (Hum-
boldt-Jahr). Es sind zwei Praktika erforderlich, davon eines im Ausland.
Weitere Infos:
©ZU-Ilja Mess
1...,6-7,8-9,10-11,12-13,14-15,16-17,18-19,20-21,22-23,24-25 28