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KatFreSch
02/2011
Seite 16 – 17
Aus den Schulen
Weil Technik Sinn haben muss
Stuttgart | Das Mädchengymnasium
St. Agnes in Stuttgart beschreitet
neue Wege, um Mädchen für Tech-
nik zu begeistern und ihnen Berufs-
felder auch in technischen Berufen zu
öffnen. Sr. Iris Rederer von St. Agnes
und Dr. Nicola Leibinger-Kammüller
vom Ditzinger Maschinenbauunter-
nehmen Trumpf schlossen im Frühjahr
2011 einen Kooperationsvertrag über
zukünftige Projekte, die diesem Ziel
dienen.
Mädchen lassen sich kaum für Tech-
nik als Selbstzweck begeistern. Sie set-
zen voraus, dass sie funktioniert. Inte-
ressant wird Technik für Mädchen erst,
wenn sie Probleme lösen hilft und somit
sinnvoll wird. Dieser Ansatz wurde von
St. Agnes und Trumpf aufgegriffen.
Die Mädchen der Klasse 8d haben sozi-
ale Einrichtungen nach noch nicht gelö-
sten Problemen befragt und sich zu
einem Projekt für das „Blaue Haus“ ent-
schlossen. Der „Förderkreis krebskranke
Kinder e. V.“ baut zur Zeit das „Blaue
Haus“ im Herdweg 15 in Stuttgart. Das
ist ein Haus, in dem Familien während
der Behandlung ihrer an Krebs erkrank-
ten Kinder im Krankenhaus wohnen
können. Der Garten dieses Hauses soll
ein Ort zum Verweilen, zum Ruhen,
aber auch von Spiel, Spaß und Fröhlich-
keit werden.
Für den Garten des „Blauen Hauses“
entwarf und baut nun die Klasse 8d
unter der Leitung von Eveline Kolat-
schek und Gerrit Velten eine Kugelbahn
als technisches Spielzeug – eine Bahn
mit etwa 15 m Kugellauflänge, gestaltet
in einem Raum von etwa 1,30 m Länge
und Breite auf 1,80 m Höhe.
Ideen haben ist leicht und Phantasie
hat die 8d jede Menge. Aber die Ideen
Wirklichkeit werden zu lassen, hatte
so seine Tücken. Die Mädchen erarbei-
teten viele Entwürfe, zeichneten diese
und bastelten ein Modell aus Finn-
pappe. Mathematik- und Physikunter-
richt schlichen sich in die Projektstun-
den hinein: vom Satz des Pythagoras
über Winkelberechnungen zur Ener-
gieerhaltung und Kreisbewegung, die
Technik als angewandte Mathematik
und Physik!
Gemeinsam mit Mitarbeitern der Aus-
bildungsabteilung von Trumpf produ-
zieren die Schülerinnen die Kugelbahn
aus rostfreiem Edelstahl im Werk in
Ditzingen. Es wird gefräst, entgratet,
gelötet und geschweißt. Nach anfäng-
lichem Respekt vor den großen Maschi-
nen fühlen sich die Mädchen inzwi-
schen ganz zu Hause in der Werkstatt
und arbeiten mit großer Begeisterung
an den Elementen der Kugelbahn.
Auf dem Sommerfest des Bundesprä-
sidenten im Juli 2011 präsentierte die
Firma Trumpf als Sponsor des Festes
unser gemeinsames soziales Technik-
projekt für das „Blaue Haus“. Die Klas-
sensprecherinnen der Klasse 8d Doro-
thee Hahn und Anna Koglin durften
es dem Bundespräsidenten Christian
Wulff persönlich vorstellen.
St. Agnes und Trumpf freuen schon
darauf dem „Förderkreis Krebskranke
Kinder e. V.“ die fertige Kugelbahn
überreichen zu können und zu sehen,
wie Kinder im Garten mit ihr spielen
und für ein Weilchen sich selbst und die
Zeit vergessen.
Eveline Kolatschek
23 Jahre die Erzieherausbildung geprägt
Ulm | Mit Ulrich Steenberg ist zum Ende des ver-
gangenen Schuljahrs die „Galionsfigur“ der Katho-
lischen Fachschule für Sozialpädagogik Ulm von Bord
gegangen. Mit einem bunten Programm wurde Steen-
berg am 21. Juli von seiner Schulgemeinde verabschie-
det. Den Festvortrag hielt Prof. Dr. Franz-Josef Nocke.
Geboren in Essen, studierte Ulrich Steenberg in Bochum
und Münster und begann seine Lehrerlaufbahn an der
Bischöflichen Maria-Montessori-Gesamtschule Krefeld.
Fasziniert von der Montessori-Pädagogik vertiefte sich
Steenberg immer mehr in sie und verschrieb ihr schließ-
lich sein gesamtes pädagogisches Wirken.
Im Herbst 1987 erreichte Steenberg eine Anfrage des
damaligen Schulreferenten der Diözese Rottenburg-
Stuttgart, Prälat Max Müller. An der Fachschule Ulm,
die über viele Jahrzehnte von den Franziskanerinnen in
Reute geleitet worden war, sollte die Schulleiterstelle neu besetzt werden. Zum 1. 8. 1988 trat
Ulrich Steenberg dieses Amt an, das er die nächsten 23 Jahre inne hatte.
Die Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher unterschiedlicher Fachrichtungen war in diesen
Jahren wechselnden Erwartungshaltungen in Gesellschaft und Politik unterworfen. Je nach poli-
tischer und wirtschaftlicher „Wetterlage“ änderte sich das an die Ausbildungsstätten herange-
tragene Anforderungsprofil, dazu kommen kirchliche Erwartungshaltungen im Blick auf die reli-
giöse Dimension einer katholischen Ausbildung.
In der Montessori-Pädagogik hat Steenberg in diesen unsteten Zeiten eine verlässliche Grund-
lage gefunden, auf der - unbeirrt von kurzatmigen Modetrends - die pädagogische konzeptio-
nelle Arbeit ausgerichtet werden konnte. Mit Ulrich Steenberg kam die Montessori-Pädagogik
in die Katholischen Schulen und ihre angeschlossenen Kindergärten in unserer Diözese; unzäh-
lige Erzieherinnen und Lehrkräfte haben die Montessori-Kurse absolviert, die er im Auftrag der
Stiftung Katholische Freie Schule durchführte. Das wiederum war eine wichtige Voraussetzung
und Begleitung für die Weiterentwicklung des Marchtaler Plans, der wenige Jahre vor Steenbergs
Dienstantritt im nahen Obermarchtal entstanden war. So wurden die anthropologischen Funda-
mente der Montessori-Pädagogik und deren schulpraktische Umsetzung elementare Bestand-
teile der Marchtaler-Plan-Pädagogik.
Steenberg hat diese Symbiose nachhaltig mitgeprägt, indem er maßgebend und Maßstäbe set-
zend mit seinem Kollegium und Kollegen aus dem Bischöflichen Stiftungsschulamt den March-
taler Plan für die Katholische Fachschule für Sozialpädagogik in Ulm gestaltet hat. Dieser wurde
zum Urbild für den Marchtaler Plan für die Katholischen Fachschulen in der Diözese Rottenburg-
Stuttgart.
Viele Kontakte in und um Ulm hat Diakon Ulrich Steenberg geknüpft, um „seine“ Schule lebens-
und wirklichkeitsnah zu gestalten. So haben beispielsweise die Ulmer Bilderbuchtage den exzel-
lenten Ruf der Fachschule weit über die Stadtgrenzen hinausgetragen.
Stiftungsdirektor Dr. Berthold Saup hat Ulrich Steenberg zu seiner Verabschiedung deshalb nicht
nur den Dank der Stiftung Katholische Freie Schule ausgesprochen sondern auch ein Dankschrei-
ben von Bischof Dr. Gebhard Fürst überreicht. red
Tag der offenen Tür im Hildegard-Burjan-Haus
Marienpflege bot erstmals Familien-
bildungsferien am Bodensee
Stuttgart
| Am 21. Oktober veran-
staltete das Institut für soziale Berufe
Stuttgart im neuen Hildegard-Burjan-
Haus in der Schöttlestraße in Stuttg-
art-Degerloch einen Tag der offenen
Tür. Lehrende und Lernende der Fach-
schulen Sozialwesen und Sozialpä-
dagogik sowie der Berufsfachschule
Altenpflege präsentierten Inhalte der
theoretischen und praktischen Ausbil-
dung. Wer sich für das Aufgaben- und
Tätigkeitsgebiet von Erzieher(inne)n,
Jugend- und Heimerzieher(inne)n und
Altenpfleger(inne)ninteressierte,konnte
im Demonstrationsraum der Altenpfle-
geschule pflegerische und medizinisch
diagnostische Tätigkeiten selbst aus-
probieren oder in Workshops zur früh-
kindlichen Pädagogik erstes Fachwissen
erwerben.
In einer weiteren Informationsveran-
staltung an diesemTag stellte die Katho-
lische Hochschule Freiburg ihre Bache-
lor- und Masterstudiengänge vor. Im
berufsbegleitenden Masterstudiengang
Management und Führungskompe-
tenz werden bereits im zweiten Durch-
gang am Campus Stuttgart zukünftige
Leitungskräfte im Sozial- und Gesund-
heitswesen ausgebildet. Der Tag der
offenen Tür bot damit eine gute Mög-
lichkeit, sich auch über einen Studien-
einstieg zu informieren.
Neu in diesem Zusammenhang ist auch
die Anrechenbarkeit von Ausbildungs-
inhalten auf spätere Studienleistungen.
Absolvent(innen) des
Instituts für soziale
Berufe Stuttgart aus
dem Bereich Erzieher-
(in), Jugend- und Heim-
erzieher(in) sowie Heil-
erziehungspfleger(in) er-
halten verkürzte Studien-
zeiten im Bachelor-Stu-
diengang Pädagogik der
Katholischen Hochschule
Freiburg (siehe Artikel auf
Seite 25).
Das Schul- und Bildungszentrum
Hildegard-Burjan-Haus vereint die
Katholischen Fachschulen Altenpflege,
Sozialpädagogik und Sozialwesen
sowie den Campus Stuttgart der Katho-
lischen Hochschule Freiburg unter
einem Dach. Der katholische Schulträ-
ger bietet hiermit einen „Raum umfas-
sender christlicher Bildung“.
Das Gebäude ist ein moderner Schul-
neubau mit funktionaler, auf die Erfor-
dernisse des Schulalltags abgestimmter
Architektur. Jede Etage verfügt über
zusätzliche Räume für Gruppenar-
beiten, für die musisch-kreative Aus-
bildung stehen großzügig ausgestattete
Fachräume zur Verfügung. Die tech-
nische Ausstattung des Gebäudes ins-
gesamt ermöglicht ferner die Unter-
richtsgestaltung mit modernen Medien.
Besonders ist auch die Einrichtung eines
„Raums der Stille“, welcher Lehrenden
und Lernenden Rückzugs- und Medita-
tionsmöglichkeiten bietet.
Weitere Informationen finden Sie auf
unserer Homepage:
Katja Schönberger
Ellwangen
| Unter der Leitung von drei
Mitarbeiterinnen der Marienpflege Ell-
wangen waren acht Familien bereits in
den Osterferien im Haus St. Franziskus
in Immenstaad am Bodensee zu einer
besonderen Art von Familienferien.
Diese sogenannten Familienbildungs-
ferien wurden gefördert durch das Lan-
desprogramm STÄRKE.
Fünf Tage verbrachten acht alleiner-
ziehende Mütter mit ihren 13 Kindern
in herrlicher Umgebung und bei schö-
nem Wetter direkt am Bodensee. Auf
dem Programm standen für die Mütter
einige Stunden für Gespräche zu Ent-
wicklungs- und Erziehungsfragen. Ziel
war die eigenen Kräfte und Ressourcen
wieder oder neu an sich zu entdecken.
An einem Tag referierte Heilpädagoge
Frank Svoboda, Mitarbeiter der Erzie-
hungsberatungsstelle der Marienpflege,
zu Fragen der Erziehung und stand für
Gespräche zur Verfügung. In dieser Zeit
erlebten die Kinder, betreut durch Erzie-
herinnen, einen tollen Tag im Haustier-
hof Reutemühle. Die Kinder hatten
außerdem viel Spaß beim Spielen und
Basteln in und am Haus.
Zusammen mit den Familien fanden
auch Ausflüge zu den Pfahlbauten in
Unteruhldingen und ins Sea-Life nach
Konstanz statt. Beim gemeinsamen
Kochen, Entspannen und Seele baumeln
lassen ergab sich für die teilnehmenden
Frauen viel Zeit zum Austausch und
besseren Kennenlernen.
Weitere Familienferien dieser Art im
Rahmen des Alleinerziehendentreffs
Ellwangen sind für 2012 in Planung.
Ralf Klein-Jung
Monsignore Erwin Knam
feiert 85. Geburtstag
und 60jähriges
Priesterjubiläum
Ellwangen | Erwin Knam, von 1959 bis 2000
Direktor des Kinder- und Jugenddorfes Mari-
enpflege in Ellwangen, hat am 28. Juni sei-
nen 85. Geburtstag gefeiert. In 41 Jahren als
Direktor und Kinderdorfvater hat er zielstre-
big und modellhaft die Marienpflege vom
Waisenhaus zu einem modernen Kinder-
und Jugenddorf entwickelt. Tausenden von
Kindern und Jugendlichen war er ein Wegbe-
gleiter und Vater – er baute nicht nur Häuser,
sondern baute ihnen einenWeg in ein selbst-
bewusstes und selbständiges Leben.
Sein „Lieblingskind“ war der Freundeskreis
der Marienpflege, der seit 1960 auf inzwi-
schen 6500 Freunde und Förderer anwuchs.
Liebende Wertschätzung der Kinder und
Jugendlichen war ein Markenzeichen des
„kinderreichsten Pfarrers der Diözese“,
wie Erwin Knam sich selbst oft scherzhaft
bezeichnete. Seinen Lebensabend verbringt
er in seinem „Lebenswerk“, der Marienpflege
Ellwangen.
Am 29.07.1951 wurde Erwin Knam in Ulm-
Wiblingen durch Bischof Carl-Joseph zum
Priester geweiht. Die Primiz konnte er einige
Tage später in seiner Heimatgemeinde in
Langenargen feiern. Als Vikar ging er nach
Fidelis in Stuttgart, und 1953 bis 1959 war als
Repetent am bischöflichen Konvikt in Ehin-
gen tätig. Nach wenigen Monaten als Religi-
onslehrer an den Tübinger Gymnasien wurde
er am 1.11.1959 vom Bischof als Direktor des
Waisenhauses berufen.
Auch wenn er seit 2000 nicht mehr aktiv im
Dienst ist, lebt er in der Marienpflege und
bringt sich noch aktiv in Gottesdiensten und
im Freundeskreis ein.
Das sechzigste, so genannte diamantene
Priesterjubiläum von Msgr. Erwin Knam
wurde am 24. Juli mit einem bunten Pro-
gramm gefeiert. Ralf Klein-Jung
Einige teilnehmende Familien vor dem Ferienhaus mit den Fachkräften der Marienpflege Susanne Huber (zweite
von rechts), Jutta Helbig (ganz rechts) und Jutta Geiß, Studierende DHBW (2. Reihe, dritte von links).
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